Waldkindergarten Glashütten                                             
Willkommen bei den Dreckspatzen!

Methoden und Ziele unserer Arbeit

Wir arbeiten situationsorientiert, d.h. die Erzieherinnen gehen auf die Bedingungen und Ereignisse im Wald mit flexiblen Konzepten ein und berücksichtigen zudem die reale Lebenssituation des Kindes und seiner Familie.

Wir sehen die Kinder als aktive Lerner, die sich interessiert ihrer Umwelt zuwenden und sich selbstätig, aus eigener Initiative und mit eigenen Fähigkeiten bilden. Lerneifer, Wissensdurst und Lernfähigkeit sind insbesondere im Kindergartenalter enorm hoch. Zur Entwicklung der Selbst-, Sach- und Sozialkpompetenz gehört eine angregunsreiche Umwelt.

Ausgehend von einer sorgfältigen Beobachtung und Analyse führen wir regelmäßig Projekte durch, die die Kinder fördern und herausfordern. Dabei werden sämtliche Bildungsbereiche berücksichtigt, wie Sprache, Bewegung, Medien, Rhythmik und Musik, Kunst und Literatur, Natur und kulturelle Umwelt.

Getreu dem Motto der Naturpädagogik "Man schützt nur, was man liebt", können die Kinder durch den Aufenthalt in der Natur eine emotionale Bindung zum Lebensraum Wald aufbauen. Sie erkennen, dass sie Teil eines größeren Ganzen sind, was in Wechselwirkung zueinander steht und nicht losgelöst voneinander betrachtet werden darf. Die Kinder fühlen sich verantworlich und entwickeln Ideen, wie Natur und Kultur in Einklang gebracht werden können - ganz im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung!


 

 

 



Ein Tag bei den "Dreckspatzen"

Vogelzwitschern, Blätterrauschen. Ansonsten: Stille.
Nicht mehr lange. Motorengeräusche kündigen an, dass hier am Waldrand von Oberems gleich etwas passieren wird. Autos fahren auf den Parkplatz, Kinder schälen sich aus ihren Autositzen, warm angezogen und ein Rucksack (mit einem gesunden Frühstück und einer ISO-Matte) auf dem Rücken. Im Nu ist der Wald von hellen Kinderstimmen erfüllt, auch Erwachsene und Erzieherinnen tauschen kurz ein paar Worte aus.
Wenn alle Väter und Mütter wieder weggefahren sind, geht's los:
Zusammen mit den Erzieher/-innen machen sich die Kinder auf den Weg zum Waldsofa.
Je nach Wetterlage und Materialbedarf haben die Erzieher/-innen ihre Rucksäcke oder den Bollerwagen dabei. Zur Grundausstattung gehören: Wasser, Handtuch, Erste-Hilfe-Tasche, Handy für Notfälle, Klappspaten für große Geschäfte, die dann verbuddelt werden. Außerdem Isomatten und Werkzeug, Bestimmungsbücher für Pflanzen und Tiere und Wechselkleidung.
Spielzeug fehlt. Denn der Wald bietet fast alles, was Kinder brauchen.
Auf dem Weg zum Waldsofa rennen einige Kinder, andere trödeln nach. Deshalb gibt es feste Haltepunkte an Kreuzungen, bei denen sich die ganze Gruppe wieder sammelt, bevor das nächste Wegstück wieder in Angriff genommen wird. An diesem Haltepunkt zum Waldsofa bildet die ganze Gruppe einen Kreis, fasst sich an die Hände und wünscht sich einen guten Morgen.
Am Waldsofa angekommen sucht sich jedes Kind seinen Platz selber aus, die Erzieherin nimmt eine Triangel in die Hand und fordert ein Kind auf, diese anzuschlagen. Das ist das Signal, die Gespräche zu beenden und die Aufmerksamkeit auf das weitere Geschehen zu richten. Sinneserfahrungen sollen geschult und ausgebaut werden: Tasten, Fühlen, Schmecken, Riechen, Sehen und Hören.
Heute ist Riechen dran: sie haben ein Fläschchen mit Mandel-Aroma dabei. Die Kinder, die möchten, setzen eine Augenbinde auf und die Erzieherin hält den Kindern das Fläschchen reihum unter die Nase. Nun beschreiben die Kinder wie der Inhalt gerochen hat. Paula erinnert sich, dass sie den Geruch schon mal beim Kuchenbacken wahrgenommen hat.
Auf diese Weise erweitern die Kinder auch ihren Wortschatz und bemerken, dass andere Kinder evtl. ganz anders wahnehmen als sie selbst.
Anschließend wird ein Kind ausgewählt das Tagesdatum festzustellen. Hierzu nimmt es die Kindergartensäge und sägt eine Kerbe in den Monatsstock. Das macht sie ausgezeichnet, denn ihre feinmotorischen Fähigkeiten und Auge-Hand-Koordination sind nach drei Jahren Waldkindergarten schon hervorragend geschult. Sie zählt die Kerben und stellt damit das Datum fest. Danach steht sie auf und zählt alle Kinder. Auch die fehlenden Kinder werden genannt.
Jetzt wird demokratisch abgestimmt, welcher Spielort aufgesucht wird. Die Kinder entscheiden sich heute für das Tipi-Dorf - ein sehr beliebter Platz, da für alle etwas dabei ist: Umgekippte Bäume sind Piratenschiffe oder Brücken über die man balancieren kann. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Die Kinder sind ununterbrochen in Bewegung, sie suchen etwas, sie verstecken sich, sie rutschen, sie seilen sich ab, sie entdecken Steine, Pflanzen oder Tiere. Andere Kinder suchen sich ein ruhiges Plätzchen und beobachten die anderen Kinder oder lauschen dem Wind und den Vögeln.
Bevor die Freispielzeit beginnt, wird erst mal eine Frühstückspause gemacht. Wasser und abbaubare Seife werden hervorgeholt, denn Händewaschen vor dem Essen ist Pflicht - " weil sonst kriegt man den Fuchsbandwurm" erklärt Paul. Früher sagte er immer "sonst kriegt man den Fuchsschwanz". Die gesunden Sachen werden aus dem Rucksack geholt und alle Kinder setzen sich in eine gemütliche Runde und nehmen sich Zeit und Ruhe zum Essen.
Während der Freispielzeit beobachten die Erzieherinnen die Kinder und machen sich Notizen. Erkenntnisse, die aus den Beobachtungen gewonnen werden, fließen zurück in das Gruppengeschehen in Form von Impulsen, angeleiteten Angeboten oder in die Projektarbeiten.
Mit Naturmaterialien kann gebastelt werden. Es entstehen Blättermännchen, Kastanienketten oder die Kinder hämmern, sägen oder schnitzen. Die Kinder finden Steine, Stämme, Tannzweige und Äste um sich Behausungen zu bauen. Sie klettern auf Bäume und testen ihre Grenzen aus. Sie spielen Nachlaufen und Verstecken.
Gegen 12.00 Uhr findet dann der Abschlußkreis statt. Hier zeigen die Kinder gerne den anderen, was sie aus den Naturmaterialien gebastelt haben, es werden Spiele gespielt, wie Natur-Memory, blinde Karawane oder Fledermaus. Der Abschlusskreis endet mit einem Lied, dann werden die Rucksäcke geschultert, selbstgebastelte oder gefundene Schätze in die Hand genommen und der Rückweg angetreten. Am Parkplatz angekommen warten die Eltern auf ihre müden, aber glücklichen Kinder.